Was ist die offene Jugendarbeit

Die folgenden Erklärungen zur Offenen Jugendarbeit sind der Veröffentlichung «Grundlagen für Entscheidungsträger*innen und Fachpersonen» entnommen und vereinfacht wiedergegeben. Sie wurde vom Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz veröffentlicht. Unter der Rubrik "Medien" finden Sie das Original-Dokument. Das Team der Jugendarbeit Affoltern am Albis ist für Fragen und Rückmeldungen offen.

Was ist Offene Jugendarbeit

Die Offene Jugendarbeit begleitet, unterstützt und fördert Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Sie schafft Angebote und Freiräume für die spezifischen Bedürfnisse der Jugendlichen und unterstützt Initiativen von ihnen. Die Offene Jugendarbeit bietet Möglichkeiten der Bildung ausserhalb der Schule, um unter andrem die Selbstständigkeit der Jugendlichen zu fördern. Jugendarbeitende setzen sich in der Gesellschaft ein, damit Jugendliche sozial und politisch integriert werden. Für die Angebote braucht es keine Mitgliedschaft. Sie sind freiwillig und es kann unkompliziert daran teilgenommen werden.

Die Ziele der Offenen Jugendarbeit

Die Jugendarbeit möchte Jugendliche darin unterstützen, ihren eigenen Lebensentwurf verwirklichen zu können.

Die Jugendarbeit möchte das Selbstwertgefühl / Selbstbewusstsein, sowie die Handlungs- und Sozialkompetenzen der Jugendlichen stärken.

Die Jugendarbeit stellt den Jugendlichen Räume zur Verfügung, in denen sie sich entfalten und miteinbringen dürfen.

Die Jugendarbeit unterstützt die Integration der Jugendlichen in das gesellschaftliche Leben.

Die Prinzipien in der Offenen Jugendarbeit

Offenheit: Die Jugendarbeit ist offen gegenüber verschiedenen Lebenslagen und Lebensstilen. Um dem gerecht zu werden, bietet sie eine breite Palette an verschiedenen Angeboten an. Die Jugendarbeit ist konfessionell und parteipolitisch unbeteiligt.

Freiwilligkeit: Da die Angebote in der Freizeit der Jugendlichen stattfinden, sind diese freiwillig. Durch Freiwilligkeit können Jugendliche ihre eigene Wirksamkeit erleben und sich wirklich beteiligen.

Bildung: Im Jugendtreff-Alltag finden oft ungeplante Lernmomente statt, in denen Jugendliche sich informell bilden, bspw. beim gemeinsamen Kochen. Die Jugendarbeitenden beraten Jugendliche allgemein bei Fragen oder organisieren gemeinsam mit Fachpersonen Workshops.

Partizipation: Jugendarbeitende suchen nach Möglichkeiten, damit Jugendliche partizipieren können, das heisst sich an Prozessen beteiligen können. Dies sowohl im Kleinen bei Angeboten der Jugendarbeit als auch auf Gemeindeebene. Partizipation ist ein wandelbarer Prozess, welcher an die Zielgruppe angepasst und gemeinsam mit den Beteiligten entwickelt wird.

Niederschwelligkeit: Dies bedeutet, dass Angebote einfach, rasch und möglichst ohne Hürden zugänglich sind. Jugendarbeitende versuchen, flexibel und unbürokratisch auf Bedürfnisse zu reagieren.

Lebensweltliche Orientierung: Die Jugendarbeit orientiert sich an den Lebenswelten, Lebenslagen und Lebensbedingungen der Jugendlichen. Die Lebensweltorientierung ist eine Theorie der Sozialen Arbeit und ist ein grundlegendes Denk- und Handlungsprinzip mit Konzepten und Methoden.

Ressourcenorientierung: Die Jugendarbeit orientiert sich an den Potentialen und Stärken der Jugendlichen. So ist es wahrscheinlicher, dass sie motiviert sind und ihre eigene Wirksamkeit kennenlernen. Die Jugendarbeit versucht ausserdem, weitere Ressourcen aus dem Umfeld der Jugendlichen miteinzubeziehen.

Bedürfnisorientierung: Jugendliche können bei Angeboten aktiv mitwirken und mitentscheiden. Die Jugendarbeit erkundigt sich bei Jugendlichen nach ihren Themen, Interessen und Anliegen. Bei den Angeboten und Tätigkeiten reagiert die Jugendarbeit flexibel auf sich verändernde Bedürfnisse.

Geschlechterreflektierter Umgang: Die Jugendarbeit unterstützt Jugendliche bei geschlechtsspezifischen Herausforderungen und fördert die Aufweichung von stereotypischen Rollenbildern. Die Jugendarbeit handelt im Bewusstsein, dass es eine sexuelle und geschlechtliche Vielfalt gibt.

Reflektierter Umgang mit kulturellen Identifikationen: Jugendliche identifizieren sich beispielsweise mit Ethnien, Religionen, politischen Haltungen oder Jugendkulturen. Jugendarbeitende begegnen Jugendlichen vorurteilsfrei und setzen sich mit kulturellen Identitäten auseinander.

Beziehungsarbeit: Zentral für die Offene Jugendarbeit ist die professionelle Beziehung zwischen Jugendlichen und Jugendarbeitenden. Nur durch Beständigkeit und Kontinuität kann das nötige Vertrauen entstehen, um über Normen, Werte und Grenzen auf einer gemeinsamen Basis sprechen zu können.

Kultur der 2., 3. und 4. Chance: Jugendarbeitende versuchen, so auf Grenzüberschreitungen zu reagieren, dass die Beziehung zu den Jugendlichen nicht abbricht. Da die Angebote freiwillig sind, ist dieser Punkt besonders wichtig. Jugendliche bekommen so die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und neue Handlungsoptionen zu lernen.

Rahmenbedingungen für die Offene Jugendarbeit

Für Offene Jugendarbeit benötigt es den politischen Willen und Auftrag dazu. Die Gemeindebehörden können daraufhin ausgebildete Fachpersonen einstellen oder wie in Affoltern am Albis, den Auftrag einer professionellen Organisation wie dem VJF übertragen. Um die Kinder- und Jugendförderung einer Gemeinde abzusichern, können bspw. ein Jugendleitbild, Jugendbeauftragte und eine Jugendkommission wichtige Instrumente sein.

Offene Jugendarbeit sollte sich dabei dem lokalen Kontext anpassen. So sind sowohl die Bedürfnisse der Jugendlichen je nach Gemeinde unterschiedlich als auch beispielsweise die bereits vorhandenen Freizeitangebote, die Bevölkerungszusammensetzung oder deren finanziellen Mittel. Es ist daher wichtig die Zielgruppe miteinzubeziehen, damit individuelle Bedürfnisse mitgeteilt werden können.

Die Offene Jugendarbeit benötigt gut erreichbare Räume für Jugendliche, Büro-Räumlichkeiten für die Jugendarbeitenden, Zugang zu Infrastruktur wie bspw. Sporthallen und weiteres Material für Freizeitaktivitäten sowie Info-Material zu jugendspezifischen Themen.

Voraussetzung um als Fachperson in der Jugendarbeit zu arbeiten, ist eine Ausbildung in Sozialer Arbeit oder in einem verwandten Beruf mit langjähriger Erfahrungen. Um eine hohe Qualität in der Arbeit mit Jugendlichen zu wahren, ist es wichtig, dass Fachpersonen ihr eigenes Verhalten und ihre Denkweisen reflektieren. Neben der Selbstreflexion sind dafür auch Gefässe wie Fachgruppen, Intervision und Supervision wertvoll. Um die Arbeit zu überprüfen, braucht es präzise, fachliche Ziele sowie die Evaluation der Projekte und Angebote in Bezug auf Qualität und Quantität. Durch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation zu den erbrachten Leistungen, wird die Arbeit der Offenen Jugendarbeit in der Bevölkerung sichtbarer gemacht.